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Das Rezidiv

Rezidiv oder auch Rückfall – Ich würde eher sagen einen Schritt zurück, aber Zwei nach vorn!

 

Leider entdeckte ich 2018 wieder einen kleinen, nicht zurückgehenden Knoten am Hals und begab mich direkt zum HNO. Hat man in der Vergangenheit bereits einmal mit Krebs zutun gehabt, schlagen hier natürlich alle Alarmglocken schnell an und man hat Angst vor einem Rezidiv!

Der HNO überwies mich direkt zu einer Onkologin, bei der ich schnell einen Termin machte. Nach langem Gespräch und einem Ultraschall konnte nur ein CT, welches kurze Zeit später durchgeführt wurde, Klarheit schaffen.  Hier stellte sich unglücklicherweise heraus, dass nicht der kleine Knoten am Hals der Übeltäter war. Es hatte sich ein größerer Knoten (2,4 cm) im Achselbereich eingenistet. Ist ein Knoten größer als 2 cm, so ist dieser aktiv und mit der Abwehr von Krankheiten beschäftigt.

Um nun endgültig Gewissheit zu bekommen, gab es einen Termin fürs PET-CT. Der Unterschied zwischen einem CT und PET-CT besteht darin, dass beim PET vor der Untersuchung eine radioaktive Zuckerlösung gespritzt wird. Da Krebszellen so heiß auf Zucker sind, setzt sich die Lösung dann direkt an oder in diesen Zellen fest. Somit kann man unter der Röhre gut erkennen, ob Krebszellen vorhanden sind. Auf dem oberen Bild lässt sich ein leichtes Leuchten, besonders in der rechten Achselhöhle erkennen.(PS: Das große leuchtende Ding in der Mitte ist mein Herz. Hier ist das Leuchten völlig normal.)

Leider bekam ich die Ergebnisse nicht direkt nach dem PET-CT, sondern musste eine Woche auf die Besprechung mit meiner Onkologin warten. Diese gestaltete sich wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Auf der einen Seite denkt man: ,,Ach, es wird schon nichts sein!“ und im nächsten Moment holt einen ein: ,,Und was ist, wenn doch?“ wieder ein.

Als der Tag endlich gekommen war und ich inklusive Freund und Bauchschmerzen bei meiner Ärztin saß, bestätigte sie mir meine Befürchtungen eines Rezidivs. Nun gab es drei Möglichkeiten:

  1. Watch & Wait (eine Methode bei der man abwartet, wie der Krebs sich entwickelt)
  2. Antikörpertherapie
  3. Chemo- und Strahlentherapie

Meine Ärztin erklärte mir alle Vor -und Nachteile und lies mir erst einmal Bedenkzeit. Um eine Entscheidung treffen zu können, entschied ich, mir eine zweite Meinung einzuholen. Großes Glück hatte ich hier mit Prof. Dr. Borchmann. Ein Onkologe der Uniklinik Köln, der sich unter anderem auch auf das Gebiet rezidivierte Hodgkin Lymphome spezialisiert hat und sogar Co-Chairman der deutschen Hodgkin Studiengruppe ist. Es gab also keinen besseren Mann für mein Rezidiv.

Zwei Wochen später, es war nun Ende November, hatte ich dann endlich den Termin. Prof. Dr. Borchmann, ein sehr empathischer Arzt, besprach mit meinem Freund und mir die drei Möglichkeiten. Von der Watch & Wait – Methode nahmen wir relativ schnell Abstand, da ich der Überzeugung bin, dass man sich dabei mehr verrückt macht als alles andere. Der Krebs würde sich ja schließlich nicht in Luft auflösen und somit schiebt man sein Problem ja nur vor sich her.

Die zweite Option war die, von mir zunächst präferierte, Antikörpertherapie. Diese bekommt man, in mehreren Zyklen, über eine Infusion verabreicht. Die Antikörper heften sich an die Krebszellen und machen das Immunsystem auf diese aufmerksam. Somit wird der Krebs von unserer eigenen Abwehr bekämpft. Verrückt, was die Medizin so schafft! Allerdings könnten hier die Krebszellen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht alle abgetötet werden und das Lymphom würde relativ bald wiederkommen.

Die dritte Option gestaltete sich aus der Kombination Chemo- und Strahlentherapie. Diese Option würde die meisten Nebenwirkungen mit sich bringen, sei aber auch am erfolgversprechendsten. Das Ziel in der Medizin sei nach der Meinung von Prof. Dr. Borchmann nach ganz klar die Heilung und da stimmte ich ihm voll und ganz zu.

Somit entschied ich mich für letztere Option. Es half ja alles nichts. Also noch einmal Augen zu und durch!

Nachdem ich meiner Onkologin meine Entscheidung mitteilte, empfahl sie mir meine Eizellen einfrieren zu lassen. Hierfür machte sie direkt am darauffolgenden Tag einen Termin in der Kinderwunschklinik für mich. Da dieses Thema diesen Post hier sprengen würde, werde ich noch einmal separat darüber berichten.

Mitte Dezember wurde mir dann operativ noch ein Port gelegt und Knochenmark entnommen um zu schauen, ob der Krebs gestreut hatte. Dies war Gott sei Dank nicht der Fall. Über den Port und die Knochenmarkentnahme werde ich ebenso in einem gesonderten Beitrag schreiben.

Weihnachten verging und nun stand Silvester vor der Tür. Der Jahreswechsel war der erste Moment, wo ich das erste Mal realisierte, was eigentlich die letzten Monate so vor sich ging. Ich konnte mich einfach nicht auf das Jahr 2019 freuen. Mein Freund und ich waren so mit Fakten und Entscheidungsfindungen beschäftigt, dass wir einfach nur funktionierten und alles realitätsfremd schien.

Die Woche nach Silvester war wie tot. Es bewegte sich einfach nichts und man wartete einfach nur auf den 07.01.2019 um dem Rezidiv den Kampf anzusagen.

Meine Vorgeschichte erfährt du auf: Wie alles begann….

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