
Die Nebenwirkungen und was dagegen hilft
Nachdem ich durch die komplette Wohnung gelaufen bin um all meine Sachen zusammen zusuchen, welche mir gegen all die Nebenwirkungen halfen, war ich etwas schockiert von dem Ergebnis. Ein riesen Berg voller Mittelchen, die mich im Alltag mit der Therapie begleiteten und mir das ein oder andere Übel ersparten.
Natürlich bekommt man so ein Starter-Paket mit Medikamenten zu Beginn der Therapie in die Hand gedrückt. So gibt es aber diverse kleine Helferlein, welche einem die ein oder andere Nebenwirkung etwas erleichtern und erträglicher machen.
Die Nebenwirkungen sind unberechenbar. Keine Chemotherapie gleicht der anderen. Manche Nebenwirkungen werden im Verlauf intensiver, andere kommen wann sie wollen und einige treten erst zum Schluss auf.
Nachdem ich nun am Ende der Therapie ein richtiges Sammelsurium aufgebaut habe und mir einige Menschen durchaus hilfreiche Tipps und Tricks mit auf den Weg gaben, möchte ich dies hier nun einmal teilen.
Ein großes Dankeschön möchte ich einmal an meine Freunde loswerden, welche mir zu Beginn ein Chemo-Care-Paket schenkten. Über die Tees, Salben und das Öl aus diesem Paket, werde ich weiter unten im Beitrag einzeln berichten. Für alle die jemanden haben, der so ein Paket ebenso gebrauchen könnte, hier einmal der Link: Chemo-Care-Paket. Ich habe mich wahnsinnig darüber gefreut und habe gerne auf die Produkte zurückgegriffen.
Neben zunehmender Vergesslichkeit, welche ich einfach so hinnehmen musste, war ich nach den meisten Chemos ziemlich schlapp. Selbst auf dem Stuhl sitzen war für mich gefühlt wie ein Marathonlauf konstant bergauf. Ich hatte tagelang keine Kraft für irgendetwas. Als ich zum Beispiel wenige Tage nach der ersten Chemotherapie ein simples Gericht aus einem Kochbuch nachkochen wollte, musste ich die Sätze ständig erneut lesen. Unter Tränen gab ich letztendlich auf und erkannte, dass mein Körper einfach nur Ruhe brauchte. Ich muss dazu sagen, dass ich gerne Herrin meiner Fähigkeiten bin und ungern zurückruder und klein beigebe.
Zurückblickend war dies ein hilfreicher Schlüsselmoment, der mich lehrte meinem Körper die Zeit zu geben, die er braucht und manchmal einfach auf die innere Stimme zu hören.
Während dieser Kraftlosigkeit, war mir der Schlaf in den Tagen nach den Therapien ein treuer Begleiter. So treu, dass ich es manchmal schaffte fast drei Tage durchzuschlafen. Nachdem ich allerdings daraufhin Kreislaufprobleme bekam und ich meiner Ärztin von meinen Schlaf-Koma-Anfällen berichtete, riet sie mir wenigstens zu kleinen Spaziergängen durch die Wohnung. Im zweiten Monat entdeckte ich allerdings Yoga für mich, welches mir und meinem Körper immer wieder zu der nötigen Kraft verhalf. Wie wichtig Sport und Bewegung begleitend zur Chemotherapie sind, kannst du in meinem Beitrag Sport und Bewegung während der Chemotherapie lesen.
Übelkeit
Gegen die Übelkeit bekommt man die meisten Medikamente. Zum einen ein sehr starkes Mittel bereits unmittelbar vor der Chemo und zusätzlich starke Tabletten für die zwei darauffolgenden Tage. Hier war die Übelkeit meist am stärksten. Für die restlichen Tage hatte ich zusätzlich Granisetron und MCP AL 10 bekommen. Beide halfen mir sehr gut. Wobei ich sagen muss, dass ich es so gut es ging versucht habe, ohne Medikamente zu schaffen, da ich meinen Körper nicht noch mehr belasten wollte.
Ein absolutes Wundermittel gegen Übelkeit ist zudem Pfefferminz. Hier hatte ich den Pfefferminztee und ein ätherisches Öl aus dem Care-Paket.
Schleimhäute
Auch diese werden leider angegriffen. Das machte sich durch trockene Augen und einer laufenden Nase bemerkbar. Zuerst denkt man die Nase müsse doch trocken sein, wenn die Schleimhäute angegriffen sind. Hier ist es aber anders. Sie versucht die Trockenheit zu kompensieren und beginnt ständig zu laufen. Die wunderbare Pflegerin aus meiner Praxis riet mir hier zu Augentropfen und einer Nasensalbe. Cremt man die Nasenlöcher mit Hilfe eines Q-Tips im inneren schön ein, bleibt sie feucht und nichts muss kompensiert werden.
Zu den Schleimhäuten gehört auch die Mundschleimhaut. Hier ist es wohl keine Seltenheit, dass es zu einer Pilzinfektion im Mundbereich kommt, wovon ich zum Glück verschont blieb. War mein Zahnfleisch doch ein wenig entzündet, hat mir Gelclair gut geholfen. Man verteilt das Gel durch gurgeln im Mund, welches sich dann schützend über die Schleimhäute legt und schmerzlindernd wirkt. Zudem ist es äußerst ratsam sich eine weiche Zahnbürste zu besorgen, da die Mundschleimhaut während der Therapie doch sehr empfindlich ist.
Die angegriffenen Schleimhäute tragen einen ekligen, faden und tauben Geschmack mit sich. Dieser sorgte bei mir zusätzlich für Übelkeit. Hier half es einen Eiswürfel zu lutschen oder sich mal ein Eis zu gönnen. Im Nachgang fällt mir nun ein, dass man sich auch einfach Eiswürfel aus Pfefferminztee machen kann.
Viren & Entzündungen
Falls meine regelmäßige Blutkontrolle zu hohe Entzündungswerte verkündete, hatte ich von meiner Praxis vorsorglich immer eine Packung Antibiotika Zuhause.
Zudem ist man, soweit empfänglich dafür, auch sehr empfindlich im Bezug auf Herpesviren. In den vier Monaten der Therapie hatte ich nur einmal damit zu kämpfen. Es gibt ein tolles Mittel namens Valaciclovir, welches man direkt einnehmen kann, sobald man das bekannte Kribbeln in der Lippe verspürt. Im Bestfall bricht er dann gar nicht erst aus oder ist wesentlich vermindert. Da er bei mir doch ein wenig zum Vorschein kam, konnte ich zusätzlich direkt mit Aciclostad cremen. Somit gab es einen inneren und äußeren Krieger gegen diese doofen Viren. In Kombination hat beides sehr gut angeschlagen und der Herpes war nach wenigen Tagen wieder verschwunden.
An dieser Stelle möchte ich auch kurz das Handdesinfektionsmittel erwähnen, mit dem ich regelmäßig mein Handy und meine Hände desinfizierte.
Blutwerte und Immunsystem
Während der Therapie wird in regelmäßigen und kurzen Abständen das Blut kontrolliert. Dies dient unter anderem dazu einen zu großen Fall der Blutwerte entgegenwirken zu können. Hier gibt es drei wichtige Werte:
- Thrombozyten (spielen eine wichtige Rolle bei der Blutstillung; z.B. bei einer Wunde)
- Hämoglobin (transportiert und bindet Sauerstoff)
- Leukozyten (sind zuständig für die Abwehr von Krankheitserregern und körperfremden Strukturen)
Ich hatte zum Glück nur mit letzterem Wert zu kämpfen, welcher immer wieder abfiel. Hierfür bekam ich einen Tag nach jeder Chemo eine Neulasta-Spritze in den Bauch. Diese Spritze regt die Bildung der Leukozyten, auch bekannt als weiße Blutkörperchen, im Knochenmark an. Auch wenn sie mit starken Knochenschmerzen für eine weitere Nebenwirkung gesorgt hat, hat sie meinen Leuko-Wert immer wieder schön hoch bekommen.
Zum Thema Immunsystem bekam ich den Tipp: Tantum Verde. Dies ist eine Gurgellösung, welche alle Bakterien im Mund, bei der kleinsten Erscheinungen einer Erkältung, direkt abtötet. Selbst mein Freund hat in der Winterzeit davon schon profitiert.
Schmerzen & Fieber
Bei Fieber hat mir neben den guten alten Wadenwickeln (eine kleine Anleitung findest du hier: Wadenwickel – So funktioniert es!) natürlich auch Paracetamol treue Dienste erwiesen.
Genauso gut funktionierte Paracetamol auch bei den eben erwähnten Knochenschmerzen.
Gegen Ende und nach der Therapie hatte ich nach jeder noch so kleinen „sportlichen Tätigkeit“ (ich rede hier vom Spazieren gehen) ziemlich mit Muskel- und Sehnenschmerzen zu kämpfen. Da ich begleitend zur Therapie regelmäßig zu einem Osteopathen und Physiotherapeuten ging, schaffte er es meine Sehnen und Muskeln so zu massieren, dass sie sich nach und nach wieder entspannen konnten und die Schmerzen wieder allmählich nachließen.
Einen Physiotherapeuten kann ich übrigens während der Therapie sehr empfehlen. Dieser begleitet einen während der Therapie und hilft einem, die Bewegungsapparate in Form zu halten.
Körperpflege
Da auch die Haut im Bezug auf Ihre Barrierefunktion etwas einbüßt, empfiehlt es sich möglichst Produkte mit natürlichen Inhaltsstoffen zu wählen. Ich kam sehr gut mit Dr. Hauschka und Weleda zurecht. Besonders das Calendula-Pflegeöl ist super und nicht zu auftragend. Das ist mir deshalb so wichtig, da ich während der Chemo mit ziemlichen Hitzewallungen zu kämpfen hatte und immer noch zukämpfen habe. Hier ist es echt schwer eine Creme zu finden, welche nicht aufträgt. Aber auch hier ist jede Haut natürlich anders.
By the way: Calendula ist entzündungshemmend, feuchtigkeitsspendend und schützt die Haut vor schädlichen freien Radikalen.
Da die Haut extrem empfindlich auf Sonneneinstrahlung reagiert, empfiehlt es sich in eine gute Sonnencreme mit hohem LSF zu investieren. In dieser sollten ebenfalls keine schädlichen Wirkstoffe enthalten sein. Die meisten Sonnencremes bauen ihren LSF über Mikroplastik auf. Die Vorstellung mit Mikroplastik auf der Haut in die Sonne zu gehen ist irgendwie ziemlich verstörend. So kann man lieber auf eine Sonnencreme mit mineralischem Filter zurückgreifen.
Um der Haut noch etwas gutes zu tun und ihr dabei zu verhelfen, all die Schadstoffe wieder abzutransportieren hat mir mein Osteopath einen sehr wertvollen Tipp gegeben: Meersalz!
Leider bemerkt man nach den Therapien die Chemo in Form eines giftigen Geruchs durch die Poren aus der Haut austreten. Ein Meersalzbad ist also nicht nur Balsam für die Seele, sondern hilft der Haut die Giftstoffe abzutragen.
Für trockene Hautstellen z.B. an den Händen und Lippen verwendete ich gerne Bepanthen Wund- und Heilsalbe, sowie eine spezielle Calendula-Creme aus dem Care-Paket.
Einen letzten und wichtigen Tipp habe ich noch im Bezug auf die Hautpflege. Niemals die Lieblingsprodukte mit dem noch so tollen Duft nehmen. Vorausgesetzt ihr wollt sie nach der Chemo immer noch benutzen…
Der Duft könnte als Trigger auf das Gehirn wirken und somit kann einem auch noch Monate nach der Chemotherapie, in Verbindung dieser Gerüche, schnell wieder schlecht werden.
Ich musste sogar unser Waschmittel austauschen, da ich es ständig mit dem Chemogeruch verbindete.
Sonstiges
Leider kommt es auch relativ häufig zu Verstopfungen nach so einer Chemotherapie. Hier habe ich vorsorglich Laxoberal Abführtropfen bekommen. Die Normaldosis liegt bei etwa 10-15 Tropfen. Hier nimmt man allerdings nach jeder Chemo immer nur ca. 5 Tropfen. Das verhindert, dass es überhaupt erst zu Verstopfungen kommt und man abführen muss. Ja, leider müssen auch diese Themen sein…
Eine weitere Nebenwirkung war bei mir die Schlaflosigkeit. Nachts um zwei war ich hellwach. Da ich nicht unbedingt auch noch zu Schlafmitteln greifen wollte, half mir hier nur lesen oder Serien schauen. In der Regel kann man ja am nächsten Tag ein Mittagsschläfchen einlegen.
Hitzewallungen. Ein großes Thema während der Therapie. Diese werden zum einen durch die Hormonspritze gefördert, welche ja meine Eierstöcke schonen soll und mich in künstliche Wechseljahre versetzt und zum anderen trägt die Chemo selbst ihren Rest bei. Hierfür habe ich außer Kühlpads und den Kopf in den Kühlschrank oder aus dem Fenster halten noch keine Lösung gefunden. Gott sei Dank werden sie aber langsam etwas weniger.
Haarausfall
Da das Thema doch etwas umfangreicher ist, habe ich einen separaten Beitrag erstellt: Bis bald mein geliebtes Haar… Hallo Perücke!.
Geist & Psyche
Natürlich wird auch die Psyche in Mitleidenschaft gezogen. Man rappelt sich zwar immer wieder hoch, dennoch gibt es natürlich Tage, die einfach nur Scheiße sind! In diesen Momenten hat es mir sehr geholfen einfach mal zu heulen und darüber zu sprechen. So schafft man es die Dinge zu verarbeiten. Mein Osteopath hat mir Bachblüten empfohlen. Mag es Placebo sein, denn eigentlich glaube ich an solche Mittelchen nicht, aber sie helfen einen aufgeregten Geist etwas zur Ruhe zu bringen und ein wenig klarer denken zu können. So zumindest meine Erfahrung.
Ein positiver Geist ist hier die halbe Miete. Man muss flexibel sein und alles so annehmen, wie es kommt und das Beste aus der Situation machen. So scheiße sie auch sein mag. Es hört sich doof an, aber manchmal hilft es auch das Ganze ein wenig mit Humor zu nehmen. Wachse an der Herausforderung!
PS: Auch wenn es so wirkt, als würde man bei jeder Kleinigkeit sofort in den Medizinschrank greifen, darf man nicht vergessen, dass eine Entzündung oder Infektion während einer Chemotherapie erstens unfassbar schlecht in den Griff zubekommen ist und im schlimmsten Fall sogar tödlich sein kann.
Wie ich mich sonst noch auf die Therapie vorbereitet habe, findest du hier: Shit happens – Aber sei vorbereitet…
(Dieser Artikel beinhaltet unbezahlte Werbung/Empfehlungen)

