Strahlentherapie_Lilypond

Die Strahlentherapie

Im Juni 2019 startete die letzte Runde: Die Strahlentherapie.
Diese sollte nun auch den letzten übrig gebliebenen Krebszellen das Licht ausschalten.

Meine erste Therapie 2012 schlug damals sehr schnell und gut an. Bereits nach 6 Wochen wurde damals das Zwischenstaging in Form eines PET-CTs gemacht und hier waren keine Krebszellen mehr zu erkennen, was mir somit die Bestrahlung ersparte.

Leider sind oder waren die Geräte von der Auflösung nicht so hoch, dass man einzelne Zellen erkennen konnte. Man kann es nicht genau sagen, aber die Ärzte vermuteten, dass wohl damals einige, wenige Krebszellen in den Lymphknoten übrig geblieben sind und sich im Laufe der sieben Jahre nun wieder vermehrt hatten. Um dieses Risiko dieses Mal komplett zu minimieren, sollte deshalb nun eine Bestrahlungstherapie im Anschluss der Chemo stattfinden.

Ich möchte an dieser Stelle einmal ausdrücklich erwähnen, dass dies sehr selten passiert und es nicht heißt, dass jetzt bei jedem, der keine Bestrahlung erhalten hat, Krebszellen übrig bleiben. Dies ist eine absolute Seltenheit und soll keinem Angst machen.

Das Vorgespräch 

Meine letzte Chemotherapie hatte ich am 24.04.2019 und mein Körper hatte nun einen Monat Zeit, sich von den Strapazen zu erholen. Ende Mai ging es dann weiter.

Bevor die Bestrahlung begann, hatte ich vorerst ein Arztgespräch. Hier wurde ich über alle Risiken aufgeklärt und was ich während der Bestrahlung tun darf und was nicht. Diese Informationen habe ich hier noch einmal zusammen gefasst: DOs and DON’Ts während der Bestrahlung.

Da es bei der Bestrahlung passieren kann, dass man Hautirritationen bis hin zu Verbrennungen bekommen kann, fragte ich schon einmal vorsorglich nach einer Creme, um meine Haut so gut es ging zu pflegen und schützen. Ich wollte nicht erst warten bis sich meine Haut verändern würde und versuchte meine Hautschäden so gering, wie nur möglich zu halten. Der Arzt gab mir hier, für die Prophylaxe eine Bepanthol – Körperlotion, welche mir wirklich sehr gut half. Ich cremte mich jeden Tag morgens, sowie abends an den betroffenen Stellen ein und zurückblickend kann ich sagen, dass ich kaum Irritationen hatte.

Bestrahlt werden mussten insgesamt 3 Lymphknoten. Einer im rechten Halsbereich, einer in der Nähe des rechten Achselbereichs und einer im mittleren Brustkorb. Hierfür wurde zunächst ein Termin für ein Planungs-CT vereinbart.

Das Planungs-CT 

Eine Bestrahlungstherapie muss gut geplant werden. Dieser Plan wird im vorhinein von Medizin-Physik-Experten und den Onkologen erstellt. Das Ziel ist es ausschließlich den Tumor zu bestrahlen und dabei so wenig umliegendes Gewebe wie möglich zu belasten.

Man kann sich also vorstellen, dass als erstes ein 3D-Bild von dem Bestrahlungsbereich (in meinem Fall der Oberkörper) erstellt wird. Dieses Bild wird mit meinem vorherigen, auf dem die befallenen Lymphknoten noch erkennbar waren verglichen. Die Medizin-Physik-Experten berechnen dann die exakten Koordinaten für die Positionen der einzelnen Bestrahlungen.

Um die Koordinaten später für das Bestrahlungsgerät einzeichnen zu können, wurde mir eine Maske angefertigt (siehe Foto). Zum einen dient diese natürlich auch dazu, dass man sich während der Bestrahlung absolut nicht bewegen kann und zum anderen werden einem so die Markierungen auf dem Körper erspart.

Maske_Bestrahlung, Strahlentherapie

Die Gesamtdosis bei mir waren insgesamt über 3 Wochen (15 Tage) verteilt 30 Gray. Diese Dosis beträgt also 2 Gray/Tag und ist somit zum Glück relativ niedrig, was auch die Nebenwirkungen gering halten sollte.

Ein sehr informatives Video zum Thema Bestrahlung hat übrigens die Uni Klinik Köln veröffentlicht: Uniklinik Köln | Die Strahlentherapie stellt sich vor.

Beginn der Strahlentherapie

Als ich am 05.06.2019 dann meinen ersten Bestrahlungstermin hatte, war ich ziemlich aufgeregt. Ich wusste ja so gar nicht was mich erwarten würde. Im Wartebereich angekommen, hörte ich auch schon einen Arzt hinter mir: „Ach Frau Seitz, gut, dass Sie da sind! Ich muss mit Ihnen noch einmal über die Bestrahlung sprechen“, sagen. Mit einem komischen Gefühl im Bauch, folgte ich ihm in sein Sprechzimmer.

Er teilte mir mit, dass ein Oberarzt der Onkologie sich meine Bilder zum Glück noch einmal angesehen hatte und einen zusätzlichen Lymphknoten im linken Achselbereich entdeckte. Dieser Lymphknoten zeigte nicht die übliche Reaktion eines befallenen Knotens unter dem PET-CT (er leuchtete also nicht auf den Bildern), dennoch reagierte er auf die Chemotherapie und wurde durch diese kleiner. Es musste zwar nicht sein, dass er befallen war, dennoch war es auffällig und man wollte natürlich jedes Risiko minimieren und riet mir ihn gleich mit bestrahlen zu lassen. Natürlich bejahte ich!

Ich setzte mich in den Wartebereich und wurde kurze Zeit später aufgerufen. Ich ging in die Umkleidekabine, welche den Bestrahlungsraum und den Wartebereich voneinander trennt und zog mein Oberteil aus.
Kurz darauf öffnete mir eine sehr nette Assistentin die Tür zur anderen Seite. Mit meinem Handtuch gewappnet, ging ich in den Therapieraum.

Bestrahlungsgeraet, Strahlentherapie

Hier stand ein sehr großes Gerät mit einer Liege in der Mitte (siehe Foto). Auf dieser breitete ich mein Handtuch aus und legte mich darauf. Nun kamen die Assistentinnen mit meiner Maske und befestigten diese über meinen Kopf hinweg am Tisch. Es war kein Millimeter Platz zwischen meiner Haut und der Maske. Erstaunlicherweise war es nur halb so beengend, wie gedacht und völlig auszuhalten. Der Tisch fuhr hoch und es wurde noch einmal ein Lage-CT gemacht und somit die Bestrahlungsposition genau überprüft. Die Assistentin markierte mir noch meinen vierten Bestrahlungspunkt auf der linken Seite und setzte mir eine virtuelle Brille auf.

Die Wunderbrille

Da sich meine Lunge zum Teil im Bestrahlungsfeld befand, musste hier die Bestrahlung auf diese so gering wie möglich ausfallen. Anhand einer kleinen Grafik ist es etwas einfacher zu erklären, welche Funktion diese Brille genau hat:

Strahlentherapie_Brille

Die Brille ist mit einem Sensor verbunden, welcher die Atmung registriert. Atmet man ein, so bewegt sich der orangefarbene Balken nach oben in Richtung Kästchen. Das grüne Kästchen symbolisiert das Maximum der Lungenkapazität. Um meine Lunge möglichst aus dem Bestrahlungsfeld zu bekommen, musste ich tief einatmen und die Luft anhalten. Die Bestrahlung wird nur dann durchgeführt, wenn sich der Balken im grünen Bereich befindet. Sobald man wieder ausatmet, bewegt sich der Balken aus dem Kästchen heraus in seine Ursprungsposition und die Bestrahlung wird gestoppt. Das Gerät setzt die Bestrahlung erst wieder fort, sobald man Luft holt, diese anhält und sich der Balken wieder im grünen Kästchen befindet.  Jeder Lymphknoten wurde um 360 Grad bestrahlt. Es gab also vier Runden.

Als das Gerät das erste Mal um mich herum fuhr, war das schon ein sehr eigenartiges Gefühl. Man merkt dabei rein gar nichts und dennoch hat es so eine große Wirkung.

Nach ca. 5-10 Minuten Bestrahlung war auch schon alles vorbei und die Maske wurde mir wieder vom Kopf genommen.

So wurde ich nun jeden Tag von meinem Fahrdienst um die gleiche Uhrzeit abgeholt und zur Bestrahlungstherapie gefahren.  Die 3 Wochen vergingen wie im Flug und ohne ich mich versah, war auch bereits die letzte Bestrahlung vorbei und ich hatte ein abschließendes Arztgespräch.

Nebenwirkungen während und nach der Strahlentherapie

Nach der Bestrahlung war ich fast immer relativ energielos. Das legte sich allerdings meistens immer nach ca. einer Stunde.

Nach der ersten Bestrahlungswoche hatte ich ohne Vorwarnung schlagartige Müdigkeitsanfälle. Hier halfen die üblichen Mittel, wie Kaffee und Bewegung meist wunderbar. Manchmal musste ich aber doch die ein oder andere Ruhepause einlegen und meinem Körper einfach seine Ruhe lassen.

Als die Bestrahlung final vorbei war und ich dachte, dass es das jetzt wäre, machte sich auf der linken Seite im Achselbereich dann doch eine Verbrennung bemerkbar. Hierfür bekam ich einen wunderbaren Tipp von dem Wundversorger der Strahlentherapie: Schwarzteekompressen! Die im Schwarztee enthaltenen Gerbstoffe können Entzündungen verhindern, Juckreiz und Schmerzen lindern und tragen zu einer beschleunigten Heilung bei.


Anwendung: Schwarzteekompressen

Einfach einen Beutel des Schwarztees (bitte Bio) in einer Tasse mit kochendem Wasser aufgießen und mindestens 10 Min. ziehen lassen. Den Tee etwas auskühlen lassen, damit man die Haut nicht verbrennt und auf eine Kompresse geben. Die getränkte Kompresse dann für mindestens 15 min. auf die betroffene Hautstelle legen.

Bitte beachten, dass immer frischer Tee verwendet wird und das Ganze nicht direkt vor oder nach der Bestrahlung erfolgt.


Mir hat das unfassbar gut geholfen und meine Verbrennung ist binnen einer Woche fast komplett wieder zurück gegangen. Das Einzige was blieb, waren gebräunte Hautstellen, welche aber nun zwei Monate danach kaum mehr sichtbar sind.

Was mir meine Onkologin zusätzlich empfahl, war RALIFE Creme von Bendalis. Die Creme soll ebenso eine sehr gute Wirksamkeit aufweisen. Da bei mir die Schwarzteekompressen so gute Ergebnisse erzielten, habe ich sie allerdings nicht zusätzlich getestet.

Weitere Nebenwirkungen und was mir gut dagegen geholfen hat, findest du hier: Die Nebenwirkungen und was dagegen hilft.

Als letztes möchte ich noch ein großes Lob an die lieben Mitarbeiter in der Strahlentherapie der Uni Klinik-Köln loswerden. Hier arbeiten ganz tolle Menschen, die sich Zeit für jedes Anliegen nehmen und keine Fragen offen lassen. Man fühlt sich hier wirklich sehr gut betreut.
Auch die Schwestern sind sehr einfühlsam und versuchen Terminwünsche so gut es geht zu verwirklichen.

Vielen Dank dafür!

 

4 Comments

  • Aria Weidmann

    Vielen Dank, dass du uns an deinem Weg teilhaben lässt und auch die Strahlentherapie so ausführlich erklärst. Mir war nicht bewusst, dass zuvor so viel beachtet werden muss, wie zum Beispiel die genaue Berechnung für die Bestrahlung. Solche Masken habe ich bereits gesehen und wusste aber nicht, dass es neben der Fixierung auch für die Markierungen dient.

  • Alexander Brandt

    Vielen Dank, dass Sie mit uns Ihre Erfahrung von Strahlentherapie geteilt haben. Mein Onkel ist jetzt auch krank und wird bald mit seiner Chemotherapie beginnen. Ich wusste nicht, dass es ein spezieller Fahrdienst für solche Zwecke gibt. Vielleicht muss ich einen ähnlichen Dienst auch für meinen Onkel beauftragen.

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