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Was ist mit der Fruchtbarkeit?

Sollte ich Eizellen einfrieren? Fragen, die sich mit kinderlosen 30 Jahren ebenso stellen…

Damals (siehe Beitrag von 2011) hatte ich mir lediglich eine Spritze geben lassen, welche meine Eierstöcke für die Zeit der Chemotherapie ruhig stellen sollte. Zum Glück fingen diese, ein paar Monate nach der Therapie, wieder an fleißig zu produzieren. Dieses Mal wollte ich allerdings kein Risiko eingehen und beschloss meine Eizellen vor der Therapie einzufrieren.

Hierfür vereinbarte meine Onkologin ziemlich schnell einen Termin für mich in der Kinderwunschklinik der Uniklinik Köln. Wäre ein wenig mehr Zeit gewesen, hätte ich mir sicherlich noch weitere Kliniken angeschaut. Leider hatte ich diese Zeit nicht. Mein Lymphom sollte schnellstmöglich wieder aus meinem Körper verschwinden. Somit nahm ich den vereinbarten Termin war.

Das Vorgespräch

Ich begab mich also an einem kalten, verregneten Dienstag, Anfang Dezember, in die Kinderwunschklinik. Ich zog einen Zettel mit einer Nummer und wartete. Als dann endlich meine Nummer aufgerufen wurde, merkte ich relativ schnell, dass man auch wie diese behandelt wurde.

Zwei Ärztinnen begrüßten mich im Sprechzimmer und ich bekam einen Ultraschall zur Feststellung meiner aktuellen Zyklusphase. Sie teilten mir mit, dass wohl gerade der perfekte Zeitpunkt sei um mit einer Hormonstimmulierung zu beginnen. Soweit die gute Nachricht. Alles sollte bereits in zwei Tagen beginnen. Es blieb kaum Zeit sich mit den Umständen irgendwie anzufreunden.

Anschließend bekam ich innerhalb sehr kurzer Zeit erklärt, wie ich die Hormonpräparate zubereiten muss und wann ich mir welches Hormon, wie selbst in den Bauch spritze. Bitte was?? Selber spritzen? Wie soll das denn bei einer Spritzenphopie funktionieren?!

Als ob das noch nicht genug Infos wären, welche der Kopf erst einmal verarbeiten muss, wurde mir nebenbei noch  geraten, dass es von eigenem Interesse wäre, den Tag vor Beginn der Hormonstimmulierung zu nutzen und sich noch schnell die Hormone in Belgien zu besorgen, da diese dort deutlich günstiger als in Deutschland wären. Nach meiner Frage was das Ganze denn kosten würde, sagte man mir Kosten von ca. 3000,-€ zu. Mal ganz nebenbei waren es am Ende dann doch fast 4000,-€!

Leider fielen Ende 2018 die Kosten für fruchtbar­keitserhaltende Maßnahmen für junge Patienten mit Krebs nicht in die Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenkassen. Zum Glück tut sich hier allerdings gerade eine Menge und wie es aussieht wird diese Leistung in Kürze als gesetzlich anerkannt. Wer sich dafür interessiert, hier einmal der Link mit aktuellen Infos:  Erhalt der Fruchtbarkeit bei jungen Krebspatienten

Als mich beide Ärztinnen nach Ihrer Ausschüttung an Informationen anschauten und fragten, ob meiner seits noch Fragen offen wären verneinte ich. Natürlich musste ich alles erst einmal sacken und Revue passieren lassen.
Da es ja schon zwei Tage später mit allem losgehen sollte, blieb mir auch kaum eine große Wahl. Natürlich hätte ich alles um einen Monat, quasi zum nächsten Zyklus hin, verschieben und mir eine zweite Klinik anschauen können, aber wenn man erstmal weiß, dass der Krebs in einem schlummert, möchte man natürlich auch keine Zeit verschenken.

Mit tausenden von Gedanken und völlig durcheinander verließ ich die Uniklinik. Es ist immer noch unbegreiflich für mich, wie man mit Patienten, die sich in einer solchen Situation befinden, so umgehen kann. Auch wenn der Alltag noch so stressig ist und viele Ärzte/Arzthelfer(innen) vielleicht auch schon dem Thema gegenüber abgestumpft sind, gehört es meiner Meinung nach zum Beruf dazu wenigstens ein wenig Empathie mitzubringen. Zumindest bei einem so hochsensiblen Thema. Nicht nur für Menschen, die vielleicht ihre Fruchtbarkeit durch eine Chemotherapie verlieren können, sondern auch für solche, die auf eine künstliche Befruchtung, aufgrund von eingeschränkter Fruchtbarkeit, angewiesen sind.
Ich könnte hier jetzt noch diverse Beispiele für die schlechte Betreuung der Klinik auflisten. Allerdings will ich nicht weiter ins Detail gehen, da dies nicht Thema des Beitrags ist.

Nachdem ich wieder Zuhause angekommen war, suchte ich mir verschiedene Apotheken nahe der belgischen Grenze heraus und reservierte mir schließlich in einer von ihnen den Hormonvorrat. Immerhin waren es zum damaligen Zeitpunkt ca. 600,-€ Unterschied im Vergleich zu unseren deutschen Apotheken und somit fuhren mein Freund und ich am nächsten Tag an die belgische Grenze und kauften die Hormone.

Die Hormonstimulation

Donnerstagabend ging es los. Das Menogon (Hormon), verantwortlich für die Stimulation der Eizellen mischten wir an. Man kann sich gar nicht vorstellen wie aufwendig und nervenaufreibend so etwas ist. Die Flüssigkeit aus einer Ampulle aufziehen, dann mit dem Pulver in der ersten Ampulle vermischen, wieder aufziehen und mit der zweiten Ampulle mit Pulver vermischen. Das Ganze so weiter bis 4 Pulverampullen mit der Flüssigkeit vermischt sind. Das Ganze wäre auch nur halb so nervenaufreibend gewesen, wenn man nicht mit knapp 150,-€ je Spritze hantiert, die Lösung beim Anmischen nicht schäumen darf…ach und zu allerletzt es dieses doofe Vakuum nicht geben würde, was einem immer wieder die Flüssigkeit aus der Spritze zurück in die Ampulle zieht.

Naja, Nadel wechseln und ab damit in den Bauch. Zum Glück konnte dies mein Freund übernehmen und er hat jede Bauchspritze ohne Entstehung eines blauen Flecks mit Bravur gemeistert.

Jeden Tag, eine Woche lang und zur selben Uhrzeit gab es die Bauchspritze mit dem Menogon. Am Dienstag hatte ich dann die erste Zwischenuntersuchung. Alles entwickelte sich soweit gut und nun wurde mir zur Belohnung noch eine zusätzlich Bauchspritze mit Orgalutran verordnet. Das Orgalutran ist dafür zuständig einen frühzeitigen Eisprung zu verhindern.  Also zwei Spritzen am Tag. Eine zum Züchten und eine zum Eier behalten. Was nicht alles durch die Medizin realisiert werden kann…

Donnerstag gab es dann den nächsten Ultraschall. 18 Eizellen waren bereits zu erkennen und meine Eierstöcke bereits so groß wie Manderinen. Dies machte sich so langsam durch Unterleibsschmerzen bemerkbar. Am darauffolgenden Samstag, 2 Tage vor der OP, durfte mir mein Freund zum krönenden Abschluss noch eine dritte Spritze, namens Pregnyl, geben. Das Pregnyl, welches zeitlich auf die OP am Montag abgestimmt wurde, sollte nun den Eisprung auslösen, sodass meine Eizellen anfingen in Richtung Gebärmutter zu wandern.

Montagmorgen wurde ich dann von meinen 18 herangereiften Eizellen befreit. Der Eingriff erfolgte unter einer kurzen Vollnarkose. Am darauffolgenden Tag rief ich im Labor der Klinik an um zu erfahren,  dass es 16 meiner 18 Eizellen überlebt hatten, aufbereitet und eingefroren werden konnten.

Die Zoladex-Spritze

Vor Beginn meiner Chemotherapie im Januar 2019 habe ich mir dennoch eine Zoladex-Spritze setzen lassen. Der Wirkstoff der Spritze legt sich quasi wie ein schützendes Netz über die Eierstöcke. Er sorgt dafür, dass diese möglichst nicht von der Chemotherapie angegriffen werden. Somit habe ich auch diesmal die Hoffnung, dass meine Eierstöcke die Therapie überleben und es im Bestfall auf natürlichem Wege klappen wird.

 

Die Geschichte zu meinem Rezidiv erfährt du auf: Das Rezidiv

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