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Bis bald mein geliebtes Haar… Hallo Perücke!

Gar nicht so einfach als Frau mit langen blonden Haaren akzeptieren zu müssen, dass diese nun für eine lange Zeit nicht mehr da sein und Ersatz durch eine Perücke finden werden…

 

Bevor ich Anfange über meine Situation zu erzählen, möchte ich als allererstes etwas loswerden:

Es ist nicht immer leicht mit Perücke oder extrem kurzen Haaren in die Öffentlichkeit zu gehen und schon gar nicht, wenn man vorher das komplette Gegenteil auf dem Kopf trug. Man erntet ständig starrende und mitleidige Blicke von irgendwelchen Menschen auf der Straße, sei es auffällig oder unauffällig. Das kann, so sehr es einem auch egal zu sein scheint, manchmal sehr nervig und deprimierend sein. Vielleicht traut man sich auch gar nicht erst gewisse Dinge zu unternehmen oder sich der Öffentlichkeit so zu zeigen. Fuck it!
Egal, wie Ihr rausgeht, ob mit auffälliger oder weniger auffälligerer Perücke, ob mit Glatze, halb vollem oder kurzem Haar… versteckt euch nicht oder lasst euch durch irgendwelche Blicke einschränken oder beeinflussen!
Tragt es und seid stolz auf das, was ihr und euer Körper geleistet habt und in der Lage ist zu leisten! Wahre Schönheit kommt nun mal wirklich von Innen!

 

Runde 1

Anfang 2012 verabschiedeten sich meine Haare bereits 14 Tage nach der ersten Chemotherapie. Dies machte sich bemerkbar, indem ich morgens meinen Dutt einfach nicht mehr lösen konnte, da sich über Nacht extrem viele Haare mit dem Haargummi verknotet hatten. Zum Glück hatte ich mich bereits im vorhinein bei einem Zweithaarstudio informiert und eine passende Perücke ausgesucht (siehe unteres Foto). Damals entschied ich mich für eine lange, blonde Echthaarperücke. Ich rief also in dem Studio an und vereinbarte kurzfristig einen Termin.

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei der lieben Anina Klengler vom Zweithaarstudio Klengler für die tolle Betreuung in diesen Momenten bedanken!

Als ich wenige Tage später dort ankam, war auch schon alles vorbereitet und ich nahm in einer abgetrennten Kabine, mit riesigem Spiegel an der Wand, platz. Da ich nicht mit ansehen konnte, wie mir die Schermaschine angesetzt wird, setzte ich mich mit dem Rücken zum Spiegel. Ich kann mich noch gut an das Gefühl erinnern, als mir der Kopf rasiert wurde. Es war eigentlich ein sehr angenehmes leichtes Kratzen und es fiel mir leichter als gedacht.

Die Perücke wurde aufgesetzt und bekam einen schönen Haarschnitt. Anschauen konnte ich mich allerdings bis zum Abend nur mit Perücke. Ich hatte einfach Angst vor dem Anblick ohne Haare. Nachdem ich dann Abends duschen war und mich das erste Mal haarlos im Spiegel sah, war zum Glück alles halb so wild.

Viel schwieriger war für mich nicht die Zeit mit Perücke, sondern eher die danach. Damals war ich 22 Jahre alt und konnte mich absolut nicht an meine kurzen Haare gewöhnen. Ich hatte keine Lust sie zu stylen oder irgendwelche Schnitte auszuprobieren. Ich wollte einfach meine langen schönen Haare zurück. Als sie nach zwei Jahren aber endlich auf Schulterlänge waren und ein Haargummi wieder seinen Halt fand, war die Welt damals für mich wieder in Ordnung.

Runde 2

Das zweite Mal war alles anders. Ich wusste bereits was mich erwarten würde und konnte mich mental auf die haarlose und kurzhaarige Zeit einstellen. Zumal ich nun mit 30 Jahren auch eine ganz andere Sicht auf die Dinge habe. Es sind dann doch nur Haare!

Zwei Wochen nach der ersten Chemo wartete ich nun gespannt auf die unerwünschte Nebenwirkung und schnitt sie mir schon mal vorsorglich auf Schulterlänge ab. Es vergingen die ersten 4 Wochen und es passierte nichts. Die Haare waren bombenfest. Erst nach 7 Wochen begannen sie dann langsam auszufallen. Als ich dann wenige Tage später  unzählige Haare in der kompletten Wohnung aufsammeln musste, entschied ich mich sie nun final abzurasieren.

Auch hier hatte ich bereits eine Vorauswahl in dem Kölner Zweithaarstudio Süd Cut getroffen und konnte kurzfristig einen Termin vereinbaren. Diesmal hatte ich mich für eine blonde, mittellange Perücke aus Mischhaar (halb Kunst-, halb Echthaar) entschieden (siehe unteres Foto). Auch wenn ich sehr aufgeregt vor dem Termin wurde, fiel es mir deutlich leichter mir die Haare abrasieren zu lassen. Das lag sicherlich auch an der Tatsache, dass mir mein wundervoller Freund zur Seite stand. Sicher auch für ihn kein leichter Anblick, mit anzusehen, wie der eigenen Freundin die Haare abrasiert werden. Vielen Dank für deine Unterstützung mein Schatz!!!

Dieses mal war die Perücke allerdings eher lästig für mich und ich bewegte mich hauptsächlich in meinem gewohnten Umfeld ohne. Außer Haus bevorzugte ich eine Mütze. Auch wenn man von Außen kaum erkennen konnte, dass es sich um eine Perücke handelte, so hat man doch das Gefühl, dass man die ganze Zeit angestarrt wird. Zudem war der Tragekomfort auch nicht ganz so angenehm, wie bei meiner damaligen Echthaar-Perücke.

Somit war ich sehr erleichtert, als die ersten Härchen wieder sichtbar waren. Ich muss dazu sagen, dass sie mir dieses Mal auch nur ca. zur Hälfte ausfielen. Das lag wohl an der Dosis, die das zweite Mal nicht ganz so hoch war, wie bei der ersten Therapie. Als die ersten Haare sich nun endlich blicken ließen, legte ich die Perücke auch direkt beiseite und ging ohne raus und es war so schön den Wind endlich wieder auf dem Kopf spüren zu können.

Jetzt wo ich die Perücke wieder ablegen konnte, die Friseuse meines Vertrauens gefunden habe und meine Haare wieder munter wachsen, freue ich mich auf all die Frisuren und Schnitte, die ich ausprobieren kann.

 

Fazit:

Natürlich spielen hier die Kosten auch eine wichtige Rolle. Wichtig ist aber zu wissen, dass man ein Rezept vom Arzt ausgestellt bekommt und somit einen kleinen Zuschuss der Krankenkasse erwarten kann. Dieser ist abhängig von der jeweiligen und beträgt in etwa 300 – 400,-€. Hierfür bekommt man meines Wissens wohl auch schon eine kurze Kunsthaarperücke. Halt das Mindeste…
Entscheidet man sich für eine Teurere, so wird der Zuschuss verrechnet. Hier kümmert sich in der Regel das Zweithaarstudio darum.

Ich habe 2012 für meine Echthaarperücke ca. 1.200,- gezahlt. Da ich nun den Vergleich habe, muss ich sagen, ist sie ihr Geld definitiv wert gewesen. Der Tragekomfort ist wesentlich angenehmer, was ziemlich wahrscheinlich daran liegt, dass sie halt einfach echt ist. Auch nach 7 Jahren ist die Perücke noch Top in Form!

Die Echthaarperücke von 2012

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2019 habe ich mich für eine schulterlange Mischhaarperücke für ca. 900,-€ entschieden. Was diese Perücke hatte und wozu ich immer raten würde, ist ein Filmansatz (Lace Front).  Das ist ein feines Netz am Haaransatz im Stirnbereich, was zugeschnitten wird und dann für wenige Millimeter ganz leicht oberhalb der Stirn aufliegt. Man sieht davon gar nichts und das macht die Perücke so täuschend echt. Allerdings konnte ich mich mit dem Kunsthaaranteil in meiner Perücke so gar nicht anfreunden. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass ich den Unterschied kenne, aber es standen ständig vereinzelt Haare in alle möglichen Richtungen ab. Diese habe ich zwar ganz gut mit Wachs und Haarspray fixieren können, dennoch lösten sie sich immer wieder nach oben ab.
Wie auch eben schon erwähnt, ist der Tragekomfort ebenso ein anderer. Ich empfand das Echthaar einfach ein wenig angenehmer. Aber hier spielt natürlich auch das Finanzielle eine Rolle.

Die Mischhaarperücke von 2019

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Meinen Beitrag zu allen anderen Nebenwirkungen und was mir dagegen geholfen hat, findest du hier: Die Nebenwirkungen und was dagegen hilft.

(Dieser Artikel beinhaltet unbezahlte Werbung/Empfehlungen)

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